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KI-Coach-Work-Health - Civic Innovation Platform

Der KI-Coach-Work-Health soll Organisationen bei der Umsetzung gesundheitsförderlicher Maßnahmen unterstützen. Mithilfe der App-basierten KI-Lösung sollen Führungskräfte und Beschäftigte aktiv befähigt werden, gesunde Arbeitsbedingungen in Unternehmen nachhaltig zu realisieren und machbare, individuelle gesundheitsorientierte Ziele zu setzen. Auf diese Weise soll zu einer Verbesserung der Arbeitsqualität und Gesundheitserhaltung sowie -förderung von Arbeitnehmer*innen beigetragen werden.

Akkordeon KI-Coach-Work-Health

  • Der Kerngedanke unseres Projektes ist es, Menschen in Organisationen/Unternehmen bei der erfolgreichen und nachhaltigen Umsetzung ihrer Vorsätze rund um gesunde Arbeit zu unterstützen. Dies betrifft sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Maßnahmen im Sinne einer gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung durch Führungskräfte (vgl. Vincent-Höper, 2012; Franke & Felfe, 2011).

    Gesundheit ist das Top-Thema in den Unternehmen. Die Zahl psychischer Erkrankungen sowie die Arbeitsunfähigkeitstage steigen seit Jahren. Zu erklären ist dies unter anderem durch die psychischen Arbeitsbedingungen, wie z. B. eine zunehmende Arbeitsverdichtung/Arbeitsintensität sowie einer starken Veränderungsdynamik in den Firmen. Verschärfend kommt der Fachkräftemangel hinzu.

  • Die Besonderheit ist, dass wir eine KI-gestützte Lösung geschaffen haben, die wie ein menschenähnlicher Coach gerade den Führungskräften im Unternehmen hilft, ihre gesundheitsbezogenen Vorsätze umzusetzen. Aus der Lerntransferforschung ist bekannt, dass sich Menschen trotz guter Absichten schwertun, sich in ihrem Denken und Verhalten zu verändern. Sie bekommen z. B. gute Impulse aus Schulungen, setzen diese aber nur bedingt um. Unser Projekt hat genau an dieser Stelle angesetzt, indem die Funktionsweise des KI-Coachs und Erkenntnisse der Transferstärke-Forschung von Prof. Dr. Axel Koch (Hochschule für angewandtes Management (HAM)) mit den Forschungsbefunden zu Arbeit und Gesundheit kombiniert wurden. Unsere Lösung macht es Menschen einfach, den Rückfall in alte Muster zu vermeiden. Ebenso ist es möglich, erfolgreich und nachhaltig individuelles Gesundheitsverhalten bzw. Maßnahmen zur Gestaltung gesunder Arbeitsbedingungen wirksam in die Tat umzusetzen.

  • Die gesellschaftliche Herausforderung besteht darin, die Leistungsfähigkeit der rund 46 Millionen (laut Destatis 12-2023) Erwerbstätigen zu erhalten. In Zeiten rasanter technologischer Entwicklungen, Krisen und eines globalen Marktes ist das Thema Gesundheit sehr zentral für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Hinzu kommen der demographische Wandel und der Fachkräftemangel. Die zunehmende Zahl an psychischen Erkrankungen und Arbeitsunfähigkeitstagen zeigt den dringenden Handlungsbedarf, innovative Wege zu beschreiten, um sowohl individuelles Gesundheitsverhalten als auch eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung in der Gesellschaft zu realisieren.

  • KI-Technologien spielen eine zentrale Rolle in unserem Projekt. Wir haben vorhandene Daten und im Rahmen des Projektes durchgeführte Interviews mit Führungskräften als Ausgangspunkt für umfangreiche Datenanalysen genutzt. Dabei haben wir insbesondere Methoden des unüberwachten maschinellen Lernens wie das Clustering eingesetzt, um Einblicke in die Zielsetzung von Führungskräften zu gewinnen. 

    Kern des KI-Coaches bilden fortschrittliche maschinelle Lernmodelle aus dem Bereich der Sprachverarbeitung. Hierbei verwenden wir beispielsweise state-of-the-art Sprachmodelle und sequenzielle Autoencoder. Diese erlauben es uns vorzeitig, Nutzer beim Rückfall in alte Muster zu warnen und ihnen ggf. individualisierte Lösungen in Form von Notfallplänen vorzuschlagen. Zudem haben wir an der Integration diese KI-Funktionalitäten in eine mobile App integriert.

  • Zum einen war das die Firma Habinator aus Hamburg. Habinator hat eine GesundheitsCoach App entwickelt, die Menschen unterstützt, Verhaltensänderungen zu verschiedensten gesundheitsbezogenen Zielen zu realisieren. Die App erlaubt Nutzern, sich ein Vorhaben aus Zielvorlagen für gesunde Lebensstiländerungen auszuwählen. Durch Erinnerungen und eine Fortschrittskontrolle unterstützt die App die Umsetzung.

    Der zweite Partner war das Hamburger Informatik Technologie-Center e. V. (HITeC). Dieser brachte die Expertise zu KI ein. HITeC ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der überwiegend von Mitgliedern des Fachbereichs Informatik der Universität Hamburg getragen wird und seit 20 Jahren erfolgreich für den Technologietransfer am Fachbereich Informatik der Universität tätig ist.

    Die Projektleitung hat die Hochschule für angewandtes Management (Ismaning) übernommen, die ihre Expertise rund um Arbeitspsychologie (Arbeit und Gesundheit) sowie Lerntransfer und nachhaltige Veränderung eingebracht hat.

  • Neben der Förderung der Gesundheit im Arbeitskontext ist es unsere Vision, unseren KI-Coach auch für andere Bereiche des Berufslebens nutzbar zu machen. Im Wirtschaftskontext zeigt sich, dass Firmen angesichts der hohen Veränderungsdynamik Lösungen brauchen, welche die Umsetzung von Veränderungszielen erfolgreich und nachhaltig unterstützt. Der mangelnde Lerntransfer von Schulungen ist seit Jahrzehnten ein vielzitiertes Problem. Das betrifft alle verhaltensbezogenen Schulungen, insbesondere zu Soft Skills (wie z. B. Führung, Kommunikation, Verkauf). Es geht darum, die Kompetenzen in Organisationen/Unternehmen erfolgreich aufzubauen, die in Zukunft benötigt werden. Der Vorteil der KI-Coach-Lösung ist, dass diese jederzeit und auch anonym genutzt werden kann und sich Nutzer auf dem Weg auch mit Themen befassen können, die schambehaftet sind. Damit wäre eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung zum Thema „gesellschaftsrelevante Umsetzung von Verhaltensänderung“ denkbar.

  • Ganz zentral ist ein iteratives Vorgehen in kleinen Schritten. Denn es ist schwer vorhersehbar, was einem User am Ende wirklich gefällt, was er erwartet und welche konkreten Bedürfnisse dieser hat. Deshalb gilt es, hier schnell erste Lösungen zu entwickeln und frühzeitig Feedbacks und Erkenntnisse zu sammeln, anstatt sich in langen Diskussionen zu verlieren, was „richtig“ oder „falsch“ ist.  Die Vielfalt der Perspektiven eines interdisziplinären Teams ist wichtig, um keinen Aspekt aus den Augen zu verlieren. Genauso ist wichtig, ein Arbeitsklima zu haben, das es ermöglicht, kritische Punkte zu thematisieren, die am Ende ein Projekt weiterbringen. Da sich durchaus Rückschläge und zeitliche Verzögerungen ergeben können, ist eine konstruktive und lösungsorientierte Haltung entscheidend, um voranzukommen. Ein weiterer Punkt ist die Fokussierung auf den Kernnutzen für den Nutzer, um sich nicht in der großen Zahl der Optionen und Möglichkeiten zu verlieren und am Ende gar nichts geschafft zu haben.

  • Vom Grundsatz waren wir uns am Anfang als interdisziplinäres Team sehr klar über unsere Vision, was wir erreichen wollten. Nämlich eine KI-unterstützte und veränderungspsychologisch fundierte App, die Usern hilft, Vorsätze für Gesundheit am Arbeitsplatz umzusetzen.

    Wir merkten dann aber, wie wichtig es immer wieder war, ein gemeinsames Verständnis zu bekommen, was wir konkret erarbeiten wollen. Denn jedes Teil-Team (Wirtschaftspsychologen, App-Entwicklern und KI-Entwicklern) argumentierte aus der eigenen Perspektive und hatte eigene Qualitätsansprüche. Wir stellten fest, dass ein zu breiter oder weitreichender Denkansatz den Fortschritt erschwerte. Wir bewältigten diese Herausforderung, indem wir uns auf kleine, umsetzbare Entwicklungsschritte fokussierten und entstehende Konflikte zwischen Vision und Realisierbarkeit durch iterative Prozesse und regelmäßige Abstimmungen entspannten. Uns gelang es unterschiedliche Ideen und Meinungen dadurch zu integrieren, indem wir immer wieder priorisierten.

  • Wir haben als Team zuvor nie in dieser Konstellation zusammengearbeitet, sondern uns hat das Projekt zusammengeführt. Hinzu kam, dass wir lokal in Hamburg und Ismaning unseren Sitz hatten und daher vor allem als virtuelles Team die Projektarbeit gestaltet haben. Obwohl wir Grundprinzipien der Teamentwicklung vor Augen hatten, hat sich im Nachhinein gezeigt, dass wir hier noch viel mehr hätten tun müssen. Sei es ein Kick-off in Präsenz, um von Beginn an den persönlichen, menschlichen Kontakt für die Zusammenarbeit zu stärken oder, dass wir den Projektstart noch strukturierter und klarer hätten gestalten sollen. Gerade der Projektanfang ist sehr wichtig. Von daher würden wir aus heutiger Sicht noch mehr Wert auf ein gemeinsames Verständnis der Ziele legen, um Missverständnisse zu vermeiden. Auch nützlich wäre, von Anfang an kleiner und fokussierter zu denken, um Fortschritte schneller und effizienter zu erzielen und Ablenkungen auf Nebenschauplätzen zu vermeiden.

  • Unsere ursprüngliche Vision ist gleichgeblieben. Wir wollen den zunehmenden Trend psychischer Erkrankungen und damit Fehlzeiten in den Unternehmen stoppen helfen. Unsere App soll helfen, dass Führungskräfte und auch die Beschäftigten ressourcenschonend, individuell und anonym auf breiter Ebene als wichtig erkannte Vorsätze wirksam und nachhaltig umsetzen. So soll es gelingen, eine erfolgreiche Betriebliche Gesundheitsförderung auf Verhaltens- und Verhältnispräventions-Ebene zu realisieren. Zum Wohl der Mitarbeitenden, der Unternehmen und auch zur Entlastung der Kassen unseres Gesundheitssystems.

    Durch diverse Gespräche mit Nutzenden und auch Verantwortlichen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist uns zusätzlich bewusst geworden, wie sehr wir mit unserer Lösung eine Bedarfslücke treffen. Nämlich eine veränderungspsychologisch fundierte skalierbare Lösung für das Problem der mangelnden Umsetzung bereitzustellen.

  • Da der funktionale Prototyp gut ankommt, wollen wir nun gerne eine High-End-Lösung aus der App machen, die eine hohe User Experience und einen optimalen Wirkungsgrad hat. Dazu suchen wir sowohl Geldgeber– seien es Investoren oder Unternehmen – als auch Fördertöpfe. Aktuell führen wir mit diversen Interessenten Gespräche, die das Innovationspotenzial und die Einzigartigkeit unserer Lösung sehen.

    Im Detail wollen wir in der App nicht nur das Handlungsfeld „Arbeitsintensität“ mit KI-Unterstützung bereithalten, sondern auch noch neun weitere klassische Felder der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Dabei soll die Basis auf eigenen Daten beruhen und nicht auf der Nutzung von Lösungen wie ChatGPT & Co, um hier Datenschutz und Datenqualität in dem sensiblen Feld von Gesundheit zu sichern. Weiterhin wollen wir das Design und die Funktionalität der App noch weiter optimieren und den Nutzen der App mit Bachelor- und Masterarbeiten evaluieren sowie weitere vertiefende Forschungsfragen klären.

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